Forscher warnen: Die meisten Menschen bewegen sich zu wenig!
Schritte-Zähler: Forscher der Stanford-University untersuchten weltweit per Smartphone-App, wie viel sich 717.000 Menschen in 111 Ländern des Planeten tatsächlich bewegten. Mit ihrer Studie kontrollierten die Biologen und IT-Experten, wie Anspruch und Wirklichkeit zusammen passen – leider nämlich nur allzu oft wenig. Die Wissenschaftler erkannten, dass immer mehr Menschen zu selten per pedes unterwegs sind. Dieser Bewegungsmangel lässt ihr Gewicht klettern und die Gesundheit leiden.
Das könnte Sie auch interessieren:

95 Tage lang sammelten der IT-Spezialist Jure Leskovic und der Bioingenieur Scott Delp Bewegungsdaten. Sie addierten jeden Schritt der Probanden. Die Daten zeichneten deren Handys auf. Der Grund: Immerhin erkranken weltweit etwa 5,3 Millionen Menschen, weil sie sich zu wenig bewegen. Dabei wissen Mediziner, dass schon 75 Minuten schnelles Gehen pro Woche reichen, um die Lebenserwartung über 40-Jähriger zu verlängern. Fazit der neuen Studie: Wir alle sind eher Bewegungsmuffel. Im Schnitt gehen wir alle nur etwa 4.900 Schritte pro Tag – statt der geforderten 10.000.

Vom sinnvollen Gehen auf Schusters Rappen
Die neue Studie belegt, wie viele Schritte die Menschen weltweit gehen. An die alte japanische Gesundheitsformel, wonach jeder täglich 10.000 Schritte zurücklegen sollte, kommt fast kein Mensch (mehr) heran. Der Durchschnitts-Fußweg ist nur 4.900 Schritte lang. Die Studie zeigt: Das Tagespensum an Schritten ist im Osten Asiens (über 6.000) deutlich höher als im Westen (5.000 bis 6.000). Am wenigsten bewegen sich Araber (3.800 Schritte) und Indonesier (3.500 Schritte).

Moderne Zeiten: Handys liefern Gesundheitsdaten
70 Prozent der Menschen in den Industrieländern besitzen heute ein Mobiltelefon, in Entwicklungländern fast die Hälfte der Menschen. Das nutzten die Wissenschaftler. Sie verglichen über die Smartphones Bewegungssignale von fast einer Dreiviertelmillion Menschen. Insgesamt werteten die Mediziner und IT-Experten 86 Millionen Datensätze aus.

Männer und Frauen: unterschiedlich gut zu Fuß
Zwar zeigt die neue Studie durchaus, dass es Unterschiede in den jeweiligen Ländern der Erde gibt. Eines der Ergebnisse jedoch ist verallgemeinerbar: Zwischen den Geschlechtern klafft eine Gender-Lücke. Frauen, so die Wissenschaftler, bewegen sich im Alltag weniger zu Fuß als die Männer – und zwar weltweit.

Bewegung okay - dennoch oft Bauchansatz
Etwa 5.205: Diese Durchschnittszahl ermittelten die US-Wissenschaftler als Schrittwert, den jeder Deutsche pro Tag geht. Die Zahl ist im weltweiten Vergleich ein passabler Mittelwert. Dennoch waren in Deutschland trotzdem auch etwa 14 Prozent der Studienteilnehmer fettleibig – das halten die Mediziner für eher bedenklich.

Gesund-Geher in Japan
Mit "nur" 6.010 Schritten bleiben die Japaner in der aktuellen Stanfort-Studie nicht nur um einges von ihrer eigenen Zielmarke entfernt. Sie landen hinter Hongkong-Chinesen (6.880 Schritte) und Ukrainern (6.107 Schritte) nicht ganz in der Spitze der Geh-Weltmeister.

Flegmatische Wüstensöhne
3.800 Schritte am Tag: Weniger vom Gehen halten die Söhne der Wüste. Sie begnügen sich – neben den Indonesiern – mit einem passiven Leben. Bei den Tagestemperaturen in der sandigen Wüste scheint dies aber vielleicht sogar verständlich. Da ist eine Siesta allemal angenehmer als ein Spaziergang.

Schweden: Bewegung fördert Gleichheit
5.863 Schritte: "In Schweden gibt es kaum einen Unterschied zwischen bewegungsreichen und bewegungsarmen Menschen und den geringsten Unterschied zwischen Männern und Frauen. Schweden hat außerdem eine der niedrigsten Raten bei Adipositas", zitiert das Nachrichtenmagazin Spiegel den US-Forscher Leskovec.

Amerikaner fahren lieber mit dem Auto "ins Blaue"
4.774 Schritte: Derart wenig geht ein US-Amerikaner pro Tag zu Fuß. In einem Land, das – noch immer – aufs Auto abfährt, scheint das kaum verwunderlich. Gepaart mit exzessivem Genuss von Hamburgern, Eiscreme oder Donuts und Pizza führt es allerdings – auch wenig verwunderlich – zu vielen Übergewichtigen.

Unregelmäßigkeit födert das Übergewicht
Ein wichtiges Ergebnis der Stanfort-Wissenschaftler ist: Überall, wo die Menschen jeden Tag etwa gleich viele Schritte zurücklegen, ist die Zahl der Übergewichtigen am geringsten. Variieren die Schrittzahlen über die Maßen, klettert auch die Zahl der eher molligen Menschen.

Keine Stadt für Fußgänger
Stadtplaner und Politiker haben es in der Hand: Wo Kommunen fußgängerfreundlich sind, fördert dies auch die Gesundheit der Bürger. Wo Autos Vorfahrt genießen, haben Menschen das Nachsehen. "In fußgängerfreundlichen Städten neigen alle dazu, mehr Schritte pro Tag zu machen, egal ob sie männlich oder weiblich sind, jung oder alt, normalgewichtig oder übergewichtig", kommentiert das eine Wissenschaftlerin.

Lebensfreude in natürlicher Umgebung
"Unsere Ergebnisse zeigen: Stadtplanung fördert aktiv die Gesundheit", heißt es in der Stanford-Studie. Wo Grünflächen und gesicherte Wege zum Gehen einladen, nutzen dies die Menschen – und bleiben damit vermutlich auch länger gesund.
Autor: Gerd Pfitzenmaier